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411 Blick in den Zuschauerraum

411 Blick in den Zuschauerraum

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homwico


Premium (Complete), Coburg

411 Blick in den Zuschauerraum

Der Blick in den Zuschauerraum. Gut kann man hier die räumliche Anordnung des hufeisenförmig angeordneten Raums erkennen. Die 550 Sitzplätze, offiziell spricht man aktuell von 488 Plätzen, verteilen sich auf das Parterre, den Ersten-Zweiten und den Dritten Rang. Daneben gibt es direkt auf Bühnenhöhe noch auf jeder Seite drei Logen. Die Kartenpreise liegen zwischen 8.- € und 69.-€ für die Vorstellung. Bei Premieren gilt ein Preiszuschlag von 15 %. Die begehrtesten und auch teuersten Plätze befinden sich im 1. Rang Mitte und in den vorderen Parkettreihen. Das Parterre hat fünf, der 1. Rang drei, der 2. und 3. Rang je zwei Zugänge. Zu meiner Zeit als Logenschließer benötigte man deshalb pro Vorstellung 10 Personen, die sich um das ordnungsgemäße Öffnen und Schließen der Türen kümmerten. Die Türen des 2. und 3. Rangs betreute meist für jede Seite eine Person.
Während der Vorstellung hielten wir uns meist in der Kantine auf, wo man lernen konnte oder Karten spielte. Und man hatte als Beschäftigter den großen Vorteil, die Vorführungen kostenfrei anschauen zu können.
Eine Besonderheit waren immer die Premierenvorstellungen. Gönner, Verehrer- oder Verehrerinnen ließen per Auftrag bei solchen Vorstellungen vielfach Präsente, in der Regel in der Form von Blumensträußen, an die Darsteller überreichen. Dies geschah am Ende der Vorstellung. Die Leistung des Orchesters, des Ensembles, der Schauspieler, Operntenöre oder Operettensänger und auch des Balletts wird an der Zahl der Vorhänge, darunter versteht man die Zeitdauer, über den die Zuschauer hinweg applaudieren, und dabei der Vorhang geschlossen und wieder geöffnet wird, gemessen. Auch die Zahl der Blumen ist dabei maßgeblich. Die Darsteller holten sich ihre Ovationen vom Publikum in der Gruppe, paarweise, zum Beispiel das Buffo-Paar in der Operette, gruppiert nach Rollengewichtung oder als einzelner Darsteller.
Wir hatten als Logenschließer auch die die Aufgabe als Blumenträger zu agieren. War das Stück zu Ende und es tobte der Applaus, mussten wir zwischen den Vorhängen, also genauer, wenn sich dieser wieder öffnete und sich die Darsteller vor dem Publikum verneigten, den Akteuren die Blumen auf der Bühne überreichen. Das war aufregend – man lernte, mit Lampenfieber umzugehen, und man kam dadurch auch in den Genuss vieler schöner, einmaliger Backstage-Eindrücke. Manchmal musste man bei einer Premiere drei oder viermal mit einem Blumengruß hinaus ins Rampenlicht. Es kam auch vor, dass Blumen in normalen Vorstellungen überreicht werden mussten, das war aber nicht so komprimiert als bei einer Premiere. Die Kollegen, die dann die Türen im Zuschauerraum öffnen mussten, brauchten dann immer eine gute Kondition, da sie je nach Blumenmenge „ersatzgeschwächt“ waren, und dann zwei, drei Türen möglichst gleichzeitig öffnen mussten. Das war im 2. oder 3. Rang eine sportliche Angelegenheit.
Aufgenommen im Coburger Landestheater zur Museumsnacht von Coburg, der 12. Nacht der Kontraste, am 10.09.2016.

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