Nebel
Camera obscura Diafilm 6x12cm Crossentwicklung
~
"Mein Patient Hubert P. (Fall Nr. 3851) hatte schon seit Jahren
mit niemandem mehr gesprochen. Ihm eine Brücke zu seiner
verloren gegangenen Erinnerung zu bauen, gelang mir nicht.
Einzig was seit Jahren von ihm zu hören war: er dichtete rätselhafte
Verse zum Fenster hinaus. In unzähligen Varianten kritzelte er sie
an die Wand, kratzte sie in das Holz des Tisches:
„Leicht in einem Bach ertrunken blüht ein leises Leuchten abends.
Tönt raunend an Eiben mein eines Märchen in chaotischer Heiterkeit,
hält Ibisse nicht einmal in nächtlicher Inbrunst, nur dich im Cello Haus.“
Wie hätte ich diese Chiffren deuten sollen? Die Hypnose und alle
Techniken der ärztlichen Kunst schlugen fehl. Daß die Erinnerung
einer kranken Seele sich uns entzieht, müssen wir scheiternd
anerkennen. Ist es nicht dies, die Erinnerung generell, die kostbar
aus jedem macht, was er ist?
Individuum!
Der Verlust verweht unsere Existenz schmerzlich bis auf einen
Punkt. Verflüchtigt den Blick und wir gleichen einer stillen
stummen Nebellandschaft."
~
Dr. Gordon Mendenhall. Psychiater.
Aufzeichnungen 30. Oktober 1922
~
Marcel Brandl 15/05/2011 14:56
h e r r l i c h.diese Licht-Stimmung.
P.v.d.S. Pinhole 13/05/2011 11:41
wunderbar!Christian Gaier 20/04/2011 3:12
Bild und Text berühren mich in gleichem Maße. Seelenlandschaft, wehmütige Erkenntnis.Liebe Grüße
Christian
ah13 09/04/2011 9:04
Eine wunderbare, stimmungsvolle Landschaftsaufnahme! Gefällt mir gut!LG
Andreas