(8) Auflösung des Sonntagabend-Rätsels von gestern: PEBBLE ICE
Für das "pebble ice" gibt es (noch) keinen deutschen Namen.
Ich hab's einfach "Stein-Eis" genannt - und schon früher in meinem Ordner "BASIKRYOGENE" gezeigt.
Nur jetzt und im letzten Winter habe ich es bisher (insgesamt dreimal) gefunden.
Dieses Mal am 28.12.2019 in der Erde einer von Schwarzwild aufgebrochenen Wiese (Abb. 2) bei Neukappl/Opf., letztes Mal auf einem Weg etwa 100 m von der jetzigen Fundstelle entfernt. In einer Art Feuchtluftschneise an der Holzwies, die offenbar für diese Eisformen (wie auch für viele Flechten- und Pilzarten) ideale Bedingungen bietet.
Zum PEBBLE ICE: Diese Art von amorphem (nicht kristallinem) Eis gehört mit dem Haareis (hair ice - auf "Totholz"), dem Bandeis (ice flowers, ice ribbons - an der Basis von abgestorbenen Pflanzenstielen) und dem Kamm- oder Stängeleis (needle ice - aus dem Boden wachsend, nicht zu verwechseln mit ice needles, "Eisnadeln" als besondere, kristalline Schneeform, die wieder eigene Bedingungen für ihre Entstehung hat!) zu den BASIKRYOGENEN, d.h., zu den Eisformen, die von der Basis her wachsen - und nicht, wie z.B. Raureif oder eine Schneeflocke, durch Anlagern von Wassermolekülen außen an die Struktur. Wobei, wie ich gelesen habe, wohl auch ein erster Eiskristall, z.B. Raureif, zum "Starten" des pebble ice dazugehört ...
Komplizierte, momentan noch von Physikern erforschte Mechanismen müssen zusammentreffen, um die interessanten Gebilde herzustellen - was auch künstlich, z.B. in einer Gefriertruhe, gelingen kann. Wobei Nachschub von flüssigem, noch nicht gefrorenem Wasser eben dazugehört und die Basikryogene mit ihrer Beschränkung auf Temperaturen um null Grad Celsius relativ selten entstehen läßt.
Zum pebble ice gehören ein relativ poröser Stein, der Wasser speichern kann - und (wie bei den anderen Basikryogenen) Temperaturen um den Gefrierpunkt. Ist es zu warm, gibt es kein Eis; ist es zu kalt, gefriert alles, und die seltenen Strukturen haben keine Zeit, sich in der festgelegten Reihenfolge zu entwickeln und durch ihr Wachstum sichtbar zu werden. Beim Haareis kommt noch hinzu, daß der das Eis aus den Poren des "Tot-"Holzes treibende Stoffwechsel des verursachenden Pilzes (Exidiopsis effusa) bei niedrigeren Temperaturen seinen Stoffwechsel einstellt, weshalb bei zu großer Kälte auch das Haareis nicht entstehen kann (das sich allerdings - auch unter Schnee - eine Zeitlang halten kann, weil's eben gefroren ist).
Schneekristalle, Raureif, Eisblumen etc. entstehen auch bei hohen Minusgraden - bei den Eiszapfen gehört zu ihrer Entstehung auch ein Schmelzen von Eis dazu. "Einfachere" äußere Entstehungsbedingungen (lediglich irgendwelches gefrorenes Wasser und Tauwetter) lassen diese allen bekannten Eisformen häufig auftreten.
Findet man etwas Besonderes, freut man sich immer - zumal ich vor einigen Jahren noch nicht mal wußte, was z.B. Haareis ist. Das ist das schönste von diesen Basikryogenen und begeistert alle, die das Glück haben, so etwas zu finden.
Die Haardicke bei den verschiedenen Eisformen ist etwas unterschiedlich, weil die Entstehung jeweils eine andere ist,.
Und am häufigsten wird das Kammeis auf dem Boden sein, obwohl auch oft übersehen; es spielt bei der Frostgare des Bodens eine große Rolle. Dann in der Reihenfolge der Häufigkeit wohl das Haareis (vielleicht auch, weil nicht zu übersehen?), dann das pebble ice und am seltensten das Bandeis an der Basis von abgestorbenen Pflanzenstielen - das letztere hat eben die Seltenheit des passenden Pflanzenmaterials und dazu noch die oben geschilderten, ganz strengen Bedingungen als Ursache des ganz seltenen Auffindens. Bin schon gespannt, ob wir diesen Winter wieder irgendwo, vielleicht im Garten, Bandeis finden!
Aufnahme vom Fundtag: Die Erde an der Steinbasis (links) ist noch feucht ...
30.12.2019
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