Oktobertag
Dieses scheinbar verunglückte Foto (nicht bearbeitet außer dem Rahmen) wollte ich schon löschen, aber dann sah es plötzlich wie ein Gemälde aus und ich stelle es nun doch hier ein. Es wurde bei diffusem Licht ohne Blitz mit meiner kleinen Rollei aufgenommen, deshalb sind die Farben vermutlich so aquarellartig verlaufen. Und hier noch ein paar herbstliche Gedanken:
Oktobertag
Es ist ein trüber, grauer und kalter Herbstsonntagmorgen. Im nebelfeuchten Blätterdach des Waldes spielt der Ostwind. Unaufhörlich fallen unzählige überreife Eicheln zu Boden. Sie gesellen sich zu den Millionen anderen, die bereits jeden Quadratzentimeter dieses Waldstückes bedecken. Durch das herabgefallene und jetzt zerfallende bunte Herbstlaub sprießt die hundertfache Vielfalt der Pilze. Da gibt es einfarbig beige, kleine weiße, welche mit schlammbraunen Füßen und gelben Hüten. Andere sind von Kopf bis Fuß in Schwarz gehüllt oder tragen braungemusterte Hüte auf sandbraunem Fuß. Und dann, im Birkenwald, wohl der schönste Pilz unserer heimischen Flora: der auf elegantem schneeweißen Fuß ruhende, orangerot leuchtende und mit unregelmäßigen weißen Sprenkeln betupfte Fliegenpilz. An Baumstümpfen, abgestorbenen Ästen oder auch am lebenden Holz klebt eine Vielzahl von Baumpilzen in teilweise skurrilen Formen und den unterschiedlichsten Farben. In der Höhe singen die Kohlmeisen, Kleiber und Buchfinken ihre Herbstlieder. Rotbraune und schwarze Eichhörnchen huschen mit lustigen Sprüngen zwischen den Eichen umher und sammeln eifrig Vorräte für den bevorstehenden Winter. Ein paar scheue Rehe flüchten mit weiten Sätzen und suchen Schutz im dichten Unterholz. Die ersten Erdkröten haben sich zur Winterruhe in die auch in der kalten Jahreszeit warm hervorsprudelnde, in Stein gefasste Quelle zurückgezogen. Auf einem abgeernteten Acker steht friedlich grasend eine vielköpfige Schafherde, bewacht von zwei schwarzen und sehr wachsamen Hunden. Eine goldfarben glänzende Blindschleiche sucht sich ihren Weg durch das taunasse Gras. Ein kleiner Igel rollt sich ängstlich zwischen wippenden Grashalmen zusammen. Aus den Hecken am Waldrand leuchten in feurigem Rot pralle Hagebutten und scharlachrote Pfaffenhütchen mit ihren orangefarbenen Samen hervor und auch die letzten weißen, gelben und blauen Sommerblumen bringen etwas Farbe in die nebelverhangenen Herbsttage. In den Streuobstwiesen hängen nur noch einzelne vergessene Äpfel und Zwetschgen an den Bäumen. Die „Drachenwiese“ ist durch eine ganze Reihe von Maulwurfshügeln wunderbar verziert. Herbsttag an einem Oktobersonntagmorgen.
Pacoli 10/10/2013 9:33
Hi Manfred,sowohl Dein Bild, wie auch die Gedanken zum Herbst haben künstlerischen Wert. Beides sehr gut gelungen.
LG
Franz
Margareta St. 09/10/2013 22:17
Man kann Dein Bild wirklich für ein Gemälde halten.Du kannst es ohne Weiteres hier zeigen.
Der Begleittext zum Herbst ist sehr beeindruckend.
Wenn er von Dir ist, dann zolle ich Dir meinen Respekt.
LG Margareta