Bayerische Rhön: Bei den Schornstein- und den Goldwespen 09
„Sie müssen unbedingt einmal nach den Erdwespen hinterm Haus gucken“ forderten mich die Wirtsleute meiner Unterkunft in der Bayrischen Rhön auf.
„Erdwespen“? Nie gehört ….
Auf der sonnenbeschienenen Südseite des Hauses entdeckte ich gleich, was gemeint war: Da wuselten kaum zählbare schwarz – gelbe, absolut friedfertige Insekten dicht über dem Boden und verschwanden immer wieder in Löchern oder Lehmröhren. Bezüglich der Lehmröhren dämmerte mir, dass es sich um Schornsteinwespen handeln könnte – was sich später zu Hause mit entsprechender Literatur auch bestätigte.
Es war spannend den schnellen Wespen beim rasanten Bauen zusehen. Leider war es mir nicht möglich, mit dem schwerfälligen 200er Makroobjektiv scharfe Bilder hinzubekommen zumal ich wegen der Überstrahlungen entscheiden musste, weitestgehend nur in den schattigen Bereichen zu fotografieren.
Die lange Beobachtung brachte aber noch eine weitere Erkenntnis: Guckte man genau hin, waren zwischen den Schornsteinwespen und den Schornsteinen viele kleine sehr schick bunt – glänzende Insekten von max. 10 Millimeter Länge zu erkennen. Hierbei handelte es sich um Goldwespen, von denen es sehr viele Arten gibt. Jedenfalls war die größere Art vor allem Purpurmetallic mit geringem Anteil von Grünmetallic gefärbt, die kleinere Art war ungefähr halb Grün-, halb Purpurmetallic. Oberflächlich betrachtet spricht beim größeren Insekt einiges für die Bunte Goldwespe (Chrysis viridula) – wer es besser weiß, soll sich bitte melden.
Erst dachte ich an eine seltsame Wohngemeinschaft zwischen Schwarz – Gelb und Rot-Grün-Metallic. Dann aber fiel mir auf, dass die Goldwespen auf etwas lauerten: Sobald eine Schornsteinwespe ihren Schornstein oder ihre Röhre verlassen hatte, sauste eine Goldwespe sofort in die Öffnung und kam nach relativ kurzer Zeit wieder heraus.
Das konnte eigentlich nur eines bedeuten: Die Goldwespen sind Parasiten der Brut der Schornsteinwespen. Zuhause bestätigte sich dann auch diese Annahme.
Mein Wundern war aber noch lange nicht zu Ende, entdeckte ich doch einige wenige Male etwas Lindgrünes unter den „Bäuchen“ der Schornsteinwespen, was dann in die Röhren eingetragen wurde. Mit bloßem Auge kaum zu erkennen zeigte sich auf dem Kameramonitor in Vergrößerung eine kleine grüne Raupe mit dunklem Kopf. Das konnte nur Nahrung für die Schornsteinwespenlarven sein – was sich zuhause dann auch bestätigte: „Die Larvennahrung besteht ausschließlich aus den Larven des, z. B. an Luzerne lebenden Rüsselkäfers. Etwa 20 dieser grünen, raupenähnlichen Käferlarven werden in eine Brutzelle eingetragen.“
Fazit: Wer lieber Krimis guckt, als in die Natur zu gehen, ist selber schuld ….
https://www.aktion-wespenschutz.de/Bildergalerie/Steckbriefe/Schornsteinwespe/Schornsteinwespe.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Goldwespen
https://de.wikipedia.org/wiki/Bunte_Goldwespe
Bayern, Unterfranken, Rhön, 11.06.18.
Nikon D300, Nikkor Micro AF 4/200, aus der Hand.
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